Wie dir Achtsamkeit im Schulalltag helfen kann

achtsamkeit im klassenraum

Achtsamkeit im Schulalltag – wie kann das aussehen und welchen Nutzen können Lehrer*Innen von einer eigenen Achtsamkeitspraxis im Umgang mit dem stressigen Schulalltag haben?

Wo ist der Tag nur hin?

Wer kennt das nicht? Der Wecker klingelt früh morgens, du bist noch viel zu müde, um den Tag anzugehen. Aber der Morgen wartet nicht. Um 8 Uhr musst du bereits vor einer Klasse mit 24 Kindern stehen, die erwartungsvoll auf dich blicken. Du fragst dich, wie du den Tag angehen sollst und ehe du dich versiehst, ist es auch wieder abends. „Wo ist nur der Tag hin?“, fragst du dich müde und erschöpft und erinnerst kaum, was du heute alles gemacht hast. Wie dir da Achtsamkeit etwas in die Hände spielen kann, wollen wir uns in diesem Artikel angucken.

Was bedeutet Achtsamkeit?

Die meiste Zeit unseres Alltags verbringen wir in Gedanken. Gedanken über die Zukunft, Gedanken über die Vergangenheit, über Dinge, die sein könnten oder nicht mehr sind. Selten sind wir uns des Augenblicks – dem, was jetzt gerade ist – und unserer Empfindungen bewusst: ein frischer Windhauch im Gesicht, die wärmenden Sonnenstrahlen auf der Haut, ein Lächeln. All das wird vor lauter Grübeln kaum wahrgenommen. So folgen wir im Alltag oft unseren eigenen Mustern von Gedanken und Verhaltensweisen. Das Gute daran ist, dass wir Zeit und Energie sparen, weil alles automatisch ablaufen kann. Wir agieren im sogenannten Autopilotmuster. Das weniger Gute, dass wir in Gewohnheiten gefangen sind und eher funktionieren, als dass wir bewusst wahrnehmen und erleben. 

Eine achtsame Haltung im Alltag üben, bedeutet, bewusst mehr Momente zu schaffen, die das Wahrnehmen des gegenwärtigen Moments erlauben. Ein kurzes Innehalten vor dem Eintreten in die Klasse, ein bewusstes Wahrnehmen einzelner Gesichter, ein tiefes Ein- und Ausatmen, das uns in das Hier und Jetzt zurückholt – und uns eventuell vor automatischen unbeliebten Reaktionsmustern schützt. So einfach kann sich mehr Achtsamkeit im Schulalltag gestalten.

Doch unser Alltag sieht in der Regel anders aus. Oft gehen unsere Wahrnehmungen unbewusst mit Bewertungen einher. Erlebnis und Bewertung sind dabei so ineinander verwoben, dass wir kaum fähig sind, den Reiz von der Reaktion zu lösen. So kann ein kleines eher unbedeutendes Erlebnis in unserer Bewertung so aufgebauscht werden, dass es uns unnötig in Stress versetzt. Und wir merken es die meiste Zeit nicht einmal.

Wie dir Achtsamkeit im Schulalltag helfen kann

Stell dir vor, du hast nur noch ein paar Minuten bis zur nächsten Schulstunde und der Kopierer funktioniert wieder einmal nicht. Du kommst zu spät in die Klasse. Der Stress baut sich im Körper auf und du nimmst diesen Stress mit in die Klasse. Vielleicht drückt er sich in einer chaotischen Unterrichtsstunde aus, vielleicht in einer unfairen Bemerkung einem Schüler gegenüber, vielleicht in Ärger dir selbst gegenüber.

Mit einer achtsamen Haltung lernen wir genau dieses Chaos in uns wahrzunehmen. Wir lernen, uns unseres eigenen Erlebens, unserer Gedanken und Gefühle gewahr zu sein, ohne diese zu bewerten. Wir lernen zu beobachten, dass wir uns über den kaputten Kopierer aufregen und wir beobachten, was diese Aufregung mit uns macht. So können wir bestenfalls dieses Gefühl in uns sein lassen, ohne davon eingenommen zu werden. Wir können ihm mit Mitgefühl begegnen und den Fokus darauf lenken, im Jetzt bewusst und mit Freundlichkeit uns selbst gegenüber präsent zu bleiben. Indem wir mehr Achtsamkeit im Schulalltag praktizieren, lernen wir gelassener mit eben solchenstressigen Schulsituationen umzugehen.

Und das gilt auch über den Schulallatg hinaus: Indem wir lernen, unsere innere und äußere Welt mit mehr Bewusstheit und Akzeptanz wahrzunehmen, desto mehr üben wir uns in Gleichmut. Achtsames Erleben bedarf der Übung. Wir können Gedanken und Gefühle nicht auf Knopfdruck ausschalten. Sie gehören zur menschlichen Natur. Aber wir können lernen, bewusster mit ihnen umzugehen und so unsere Erlebens- und Handlungsspielräume vergrößern.